Übergreifendes
Heiner Lück: Alma Leucorea. Eine Geschichte der Universität Wittenberg 1502 bis 1817, Universitätsverlag Halle-Wittenberg, Halle (Saale) 2020, S. 61–67, 145–157, 218–224, 271f. – Inhaltsverzeichnis
In der neuen Gesamtdarstellung der LEUCOREA wird auch die Geschichte der Theologischen Fakultät mit Blick auf ihre Einrichtung, ihren Werdegang, bedeutende Wittenberger Theologen und die Lehre an der Fakultät über drei Jahrhunderte beleuchtet.
Johann Christoph Erdmann: Lebensbeschreibungen und litterarische Nachrichten von den Wittenbergischen Theologen seit der Stiftung der Universität 1502 bis zur dritten Säcularfeyer 1802, aus den Matrikeln und anderen glaubwürdigen Urkunden. Ein Beitrag zur Kursächs. Reformations- und Kirchengeschichte, Verlag Samuel Gottfried Zimmermann, Wittenberg 1804
Unternommen wird ein „Biographisches Verzeichniß aller theologischen Professoren, welche vom Anfange der Universität bis auf unsre Zeiten in Wittenberg öffentlich gelehrt haben“. Ein Namensregister erschließt die nicht durch Zwischenüberschriften gegliederten reichlich 200 Textseiten.
Johann Christoph Erdmann: Biographie sämmtlicher Pastoren und Prediger an der Stadt- und Pfarrkirche zu Wittenberg vom Anfange des XVI. Jahrhunderts bis auf die gegenwärtige Zeit aus glaubwürdigen Urkunden gesammelt. Ein Beitrag zur Kursächs. Reformations- und Kirchengeschichte, Verlag Samuel Gottfried Zimermann, Wittenberg 1801
Pastoren und Prediger an der Stadt- und Pfarrkirche waren oftmals Alumni oder Professoren der Theologischen Fakultät der LEUCOREA. Im Buch werden ihre Kurzbiografien vorgestellt. Der erste Teil der Biografien war zuvor bereits im Wittenbergschen Wochenblatt vom Autor veröffentlicht worden.
Johann Christoph Erdmann: Biographie sämmtlicher Pröpste an der Schloß- und Universitätskirche zu Wittenberg vom Anfange des XVI. Jahrhunderts bis auf die gegenwärtige Zeit aus glaubwürdigen Urkunden. Ein Beitrag zur Kursächs. Reformations- und Kirchengeschichte, Verlag Samuel Gottfried Zimmermann, Wittenberg 1802
Im Buch werden die Pröpste der Schloß- und Universitätskirche mit Kurzbiografien vorgestellt. Vor der Reformation bekleideten ausschließlich Juristen wie der bekannte Wittenberger Professor Henning Göde das Amt. Nach der Reformation wurde es von Theologen wie Justus Jonas und Caspar Cruciger ausgeübt.
Johann Christoph Erdmann: Supplemente und Berichtigungen zur Biographie der Wittenbergischen Diaconen vom Anfange des XVI. Jahrhunderts an, bis auf die gegenwärtige Zeit, Zimmermannische Buchhandlung, Wittenberg 1808
Armin Kohnle/Beate Kusche (Hg.): Professorenbuch der Theologischen Fakultät der Universität Wittenberg 1502 bis 1815/17, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2016, 344 S. – Inhaltsverzeichnis
Das Professorenbuch unternimmt es, die Besetzung der Wittenberger Theologieprofessuren und der mit der Theologischen Fakultät verbundenen Ämter auf einer soliden Quellengrundlage bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zu erfassen. Biogramme und Tabellen ermöglichen eine rasche Orientierung über Ämter und Personen.
Günther Wartenberg: Wittenberger Reformation und territoriale Politik. Ausgewählte Aufsätze (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte Bd. 11), hrsg. von Jonas Flöter und Markus Hein, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2003, 332 S. – Inhaltsverzeichnis
Die Wittenberger Reformation beschleunigte nicht nur einen langanhaltenden religiösen Reformprozess, sondern wirkte zugleich prägend in Politik, Gesellschaft und Kultur der einzelnen Territorien. Das Buch vereint zum einen Beiträge, die das Spannungsverhältnis von Wittenberger Reformation und territorialer Politik in Sachsen beleuchten. Zum anderen schildert es auch die Einflüsse auf die Entwicklung der Theologischen Fakultät der Leipziger Universität.
Johanne Bismarco [Johannes Bismarck]: Vita, et res gestae praecipuorum theologorum, Halae Saxonum, Viteberg 1614
Enthält Lebensläufe namhafter Wittenberger Theologieprofessoren.
Fritz Bünger/Gottfried Wentz: Das Kollegiatstift Allerheiligen in Wittenberg, in: Germania Sacra. Historisch-statistische Darstellung der deutschen Bistümer, Domkapitel, Kollegiat- und Pfarrkirchen, Klöster und der sonstigen kirchlichen Institute, Abt. 1: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg, Bd. 3: Das Bistum Brandenburg, Teil 2, de Gruyter, Berlin 1941, S. 75–164
Das Kapitel zum Allerheiligenstift in der „Germania Sacra“ ist für die frühe Phase der Universität Wittenberg von großer Relevanz. Das Stift wurde 1507 qua päpstlicher Bulle in die neu gegründete Universität integriert, was für ihre finanziellen und personellen Planungen von erheblicher Bedeutung war. Die Inhaber der sieben alten Stiftspfründen, Juristen und Theologen, hatten an der Universität juristische und theologische Vorlesungen zu halten. Die durch Erweiterung des Allerheiligenstifts neu geschaffenen fünf Kanonikate gingen mit einer Lehrverpflichtung an der Artistischen Fakultät einher. Im Kapitel werden die Geschichte des Allerheiligenstifts, relevante Literatur und Quellen sowie die Verbindungen zwischen Stift und Universität auf personeller und auf Verwaltungsebene umfangreich dargestellt. Im Zuge der Reformation und vor allem durch die ablehnende Haltung Martin Luthers gegenüber dem Allerheiligenstift wurde dieses 1525 aufgelöst. Rechtsnachfolgerin wurde die Universität.
Gerhard Hammer: Militia Franciscana seu militia Christi. Das neugefundene Protokoll einer Disputation der sächsischen Franziskaner mit Vertretern der Wittenberger theologischen Fakultät am 3. und 4. Oktober 1519, T. 1, in: Archiv für Reformationsgeschichte 69 (1978), S. 51–81
Armin Kohnle: Lehrpersonal und Lehrprofil der Leucorea zwischen Neufundation (1536) und Melanchthons Tod (1560). Die Theologische Fakultät, in: Matthias Asche/Heiner Lück/Manfred Rudersdorf/Markus Wriedt (Hg.), Die Leucorea zur Zeit des späten Melanchthon. Institutionen und Formen gelehrter Bildung um 1550 (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 26), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, S. 149–163
[Philipp Melanchthon:] Vnterricht der Visitatorn an die Pfarhern ym Kurfurstenthum zu Sachssen, Schirlentz, Wittenberg 1528Car. Ed. Foerstemann: Liber Decanorum Facultatis Theologicae Academiae Vitebergensis. Ex autographo ed., Leipzig 1838
Registerlose transkribierte Edition des Dekanatsbuchs der Theologischen Fakultät incl. ihrer Statuten.
Johannes Ficker: Liber Decanorum. Das Dekanatsbuch der theologischen Fakultät zu Wittenberg. In Lichtdruck nachgebildet, Max Niemeyer Verlag, Halle a. S. 1923, unpag. [161 S.]
Publikation der Lichtdrucktafeln, die vom Amtsbuchs der Theologischen Fakultät für die Jahre 1502 bis 1594 in annähernder Originalgröße erstellt worden waren. Mit einer kurzen Einleitung von Johannes Ficker. Das hier bereitgestellte Digitalisat enthält die Einleitung und exemplarisch die ersten zehn Seiten des Faksimilé-Drucks des Dekanatsbuchs. Für die Transkription der nicht leserlichen handschriftlichen Seiten sei – was auch Ficker tut – auf Foerstemann verwiesen (siehe voranstehender Titel).
Otto Rübesame (Hg.): Luther-Erinnerungen aus dem Dekanatsbuch der Theologischen Fakultät der Universität zu Wittenberg, Halle 1981
Daniel Bohnert/Markus Wriedt: Theologiae Alumni Vitebergenses. Die graduierten Absolventen der Theologischen Fakultät und deren Beitrag zur Distribution und Diffusion der Wittenberger Theologie (1502–1648) (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2020, 1.160 S. – Inhaltsverzeichnis
Die Universität Wittenberg trug wesentlich zur Ausbildung einflussreicher protestantischer Eliten bei. Mit dem Band werden erstmals sämtliche an der Wittenberger Theologischen Fakultät graduierten Absolventen von der Universitätsgründung (1502) bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) erfasst und in ihrer Wirkung im Alten Reich und darüber hinaus vorgestellt. Zudem bietet das Werk eine Untersuchung ausgewählter, nach dem Ende ihres Studiums an der LEUCOREA entstandener Werke der Absolventen.
Georg Buchwald: Wittenberger Ordiniertenbuch. Erster Band: 1537–1560. Zweiter Band: 1560–1572, Verlag von Georg Wigand, Leipzig 1894/1895
Die beiden Bände enthalten Verzeichnisse aller von 1537 bis 1572 auf der Wittenberger Universität zum Predigtamt eingesegneten Geistlichen. In Wittenberg wurden nicht nur die für den Dienst der kursächsischen Kirche bestimmten Pastoren ordiniert, sondern auch die nach anderen Orten und Ländern erbetenen und entsandten Geistlichen.
Georg Buchwald: Beiträge zur Kenntnis der sächsischen Geistlichkeit im Reformationszeitalter aus dem Wittenberger Ordiniertenbuch 1537–1560, in: Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte 11 (1896), S. 27–57
Georg Buchwald/Heinrich Johannes Scheuffler: Die in Wittenberg ordinierte Geistlichkeit der Parochien des jetzigen Königreichs Sachsen, Teil 1, in: Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte 12 (1897), S. 101–194. Teil 2, in: Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte 13 (1898), S. 1–214
Theodor Wotschke: Wittenberger Berichte aus der Interimszeit, in: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen 10 (1913), S. 5–41
Wahrhafftiger, bestendiger und klarer Bericht von dem anfang, grund und auffkommen der schedlichen, auffrhürischen Zerrüttung, welche der Verloffene Undeudsche Flacius Illyricus in den Christlichen Kirchen Deudscher Nation mit betrübnis vieler Christlichen hertzen erreget hat. Aus der Lateinischen Schrifft Scholasticorum Academiae Wtebergensis verdeudschet, o.O. [Wittenberg] 1558
Matthias Flacius, genannt Illyricus, gegen den hier polemisiert wird, studierte bei Luther und Melanchthon, die ihm 1544 auch eine außerordentliche Professur der hebräischen Sprache verschafften. Ab 1548 wandte sich Flacius von Melanchthon ab, war dann Professor an der streng lutherischen Universität Jena und befeuerte von dort aus den synergistischen Streit mit den Philippisten.
Wieder die verfelschung der Definition oder beschreibung des Euangelij, so Flacius Jllyricus newlichen in einer Schrifft one gründe vnd wider sein gewissen vnter das Volck ausgesprengt, Studiosi Witebergensis, o.O. [Wittenberg] 1559
Gründlicher und warhafftiger Bericht aller Rathschleg und antwort, so die Theologen zu Wittemberg, und andere darzu erforderte, auff den Landtegen, und andern Versamlungen, nach dem Krieg, wider die dazumal newen Reformation des Augspurgischen Buchs Interim genant, zur widerlegung desselbigen, gestelt. Von den Professorn in der Universität zu Wittemberg in druck verordnet, Georgen Rhawn seligen Erben, o.O. 1559
Dokumentation von Stellungnahmen und Antworten auf Anfragen, die in den ersten Reformationsjahrzehnten durch die Wittenberger Theologische Fakultät formuliert worden waren, insbesondere in der Interimsbewegung, d.h. der Suche nach einem konfessionellen Kompromiss, der zur Entscheidung eines allgemeinen Konzils führen sollte.
Endlicher Bericht vnd Erklerung der Theologen beider Vniuersiteten, Leipzig vnd Wittemberg, auch der Superintendenten der Kirchen in des Churfürsten zu Sachsen Landen, belangend die Lere, so gemelte Vniuersiteten vnd Kirchen von anfang der Augspurgischen Confession bis auff diese zeit, laut und vermüge derselben, in allen Artickeln gleichförmig, eintrechtig vnd bestendig gefüret haben, vber der sie auch durch hülff des allmechtigen Gottes gedencken fest zu halten: Mit angehengter Christlicher Erinnerung vnd Warnung, an alle frome Christen, von den streittigen Artickeln, so Flacius Illyricus mit seinem Anhang nu lange zeit her vielfeltig, mutwillig vnd vnauffhörlich erregt, vnd dadurch die Kirchen Gottes in Deudschland jemerlich verunruhiget, betrübt vnd zerrüttet hat, Hans Lufft, Wittemberg 1570
Bestendige Widerlegung des vngegruendten, außgesprengten geschreyes von dem newen zwispalt der Theologen in der Vniuersitet zu Wittenberg. Als solten dieselbigen vber dem Artickel Christliches Glaubens von des HErrn Christi Niederfahrt zur Hellen vnter sich vneins sein. Durch die Theologische Facultet daselbst vnd allen guthertzigen Christen zum bericht in Druck gegeben. Erste Ausgabe, Zweite Ausgabe, M. G. Müller, Wittemberg 1595
In zwei Heften, einer Art Flugschriften, polemisiert die Fakultät gegen Behauptungen fakultätsinterner theologischer Streitigkeiten. Für die Fakultät wurden die beiden Aussendungen von Aegidius Hunnius, Salomon Gesnerus, David Rungius und Johannes Georgius unterzeichnet.
Consilia Theologica Witebergensia, Das ist Wittenbergische Geistliche Rathschläge Deß theuren Mannes Gottes D. Martini Lutheri, seiner Collegen, und treuen Nachfolger von dem heiligen Reformations-Anfang biß auff jetzige Zeit in dem Namen der gesampten Theologischen Facultät außgestellete Urtheil, Bedencken und offentliche Schrifften. In Vier Teilen. Von Religion-Lehr- und Glaubens-, Ministerial- und Kirchen-, Moral- und Polizey, Matrimonial- und Ehe-Sachen und allerhand darbey vorfallenden Casibus, ordentlich zusammengebracht und zur Ehre Gottes, Erhaltung der reinen Lehre, und Nutz der Evangelischen Lutherischen Kirchen auf vielfältiges Begehren abgefertigt von der Theologischen Facultät daselbsten, Johann Andreas Endters und Wolfgang des Jüngern Erben, Franckfurt am Mäyn 1664
Eine Sammlung teils in deutscher, teils lateinischer Sprache abgefasster Stellungnahmen der Wittenberger Theologischen Fakultät, knapp 1.700 Seiten.
Höchst-Rühmliches Judicium der Chur-Sächsischen Universitaet Wittenberg: Was von des höchststräflichen Pasquillanten Schmäh-Schrifft, so er wider den Hamb. Theologum ihren ehemaligen Collegam verfertigt, zu halten sey, Wittenberg 1691
Treugemeinter Vorschlag, Wegen einer Bey der Universitæt Wittenberg Zu stifftenden Theologischen Beneficii. Nach dem Zustand der Kirche und Bedürffnüß jetziger Zeiten entworffen, Martin Schultzen, Universitäts-Buchdrucker, Wittenberg 1708
Vorschlag eines anonym bleibenden Autors zur geistigen, geistlichen und materiellen Förderung von begabten Theologiestudenten, die Anlass zu der Hoffnung geben, dass sie sich zu besonders geeignete Kandidaten für geistliche Ämter entwickeln, vorausgesetzt, sie werden durch besondere Betreuung gefördert und müssen ihre Studien nicht aus finanziellen Gründen vorzeitig beenden.
Irene Dingel (Hg.): Die Debatte um die Wittenberger Abendmahlslehre und Christologie (1570–1574) (Controversia et confessio Bd. 8), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, 1.190 S.
Der Band thematisiert die Debatte um die Wittenberger Abendmahlslehre und Christologie, welche zwischen 1570/71 und 1574 in öffentlichen Drucken ausgetragen wurde. Es wird eine repräsentative Auswahl der in diesem Kontext erschienenen Texte vorgelegt. Die hier gebotenen Stücke stellen entscheidende Meilensteine und Schnittstellen auf dem Weg zu einer theologisch-konfessionellen Lehrbildung dar. Der Band bietet sowohl die Drucke der Wittenberger Fakultät als auch die Stellungnahmen ihrer niedersächsischen und württembergischen Gegner. Die deutsche Übersetzung des Wittenberger Katechismus (1571), die auf kurfürstliche Intervention nie gedruckt wurde, ist hier erstmals in kritischer Edition zugänglich.
Luther-Gesellschaft: Lutherbibliographie
Europäische Melanchthon-Akademie Bretten: Melanchthon-Bibliographie
Irene Dingel/Armin Kohnle/Ernst-Joachim Waschke/Stefan Rhein (Hg.): Initia Reformationis. Wittenberg und die frühe Reformation, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, 450 S. – Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
Die in dem Band versammelten Beiträge widmen sich den Kontexten, den entwicklungsgeschichtlichen Bedingungen sowie den durch die frühe Reformation freigesetzten Impulsen und deren langfristiger Wirkung. Die übergreifenden politischen, theologischen, frömmigkeits- und mediengeschichtlichen Bedingungen kommen ebenso zur Sprache wie das Leben in der Stadt und an der LEUCOREA als Mikrokosmos der frühen Reformation.
Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation. Studien zur Kontextualität der Theologie, Publizistik und Inszenierung Luthers und der reformatorischen Bewegung, Mohr Siebeck, Tübingen 2012, 676 S. – Inhaltsverzeichnis
Im Zentrum der Studien des Buches steht die Frage nach dem ‚Anfang‘ der Reformation als eines in sich komplexen Ereignisses. Dabei zeigt sich, dass die literarischen Akteure der reformatorischen Bewegung, allen voran Luther, Traditionen konstruierten, mit denen sie ihre Anliegen legitimierten und plausibilisierten. An den Anfängen der Reformation stehen auch bestimmte Traditionskonstruktionen der vorreformatorischen Ketzergeschichte, des Bibelgebrauchs und der reform- und der politiktheoretischen Literatur des 15. Jahrhunderts. Ein weiterer Schwerpunkt des Buches liegt auf den Kommunikationsdynamiken, die die Reformation mittels neuer Medien über den Bereich der akademischen Diskussionen in eine breitere Öffentlichkeit getragen haben. Lehrbildungen und Identitätsentwürfe, die den inneren Zusammenhang und die Dissoziationsprozesse der reformatorischen Bewegung darstellen, bilden einen weiteren Fokus. All dies wird vornehmlich an Texten und Sachverhalten der frühen 1520er Jahre aufgezeigt.
Jens-Martin Kruse: Universitätstheologie und Kirchenreform. Die Anfänge der Reformation in Wittenberg 1516–1522 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Bd. 187), Verlag von Zabern, Mainz 2002, 452 S. – Inhaltsverzeichnis
Thema des Buches ist die alte Frage, wie von der neu gegründeten Universität Wittenberg die Reformation ausgehen konnte. Kruse nimmt dazu eine neue Perspektive ein, in der weniger die Genialität Luthers als ausschlaggebend für die Reformation angesehen wird, sondern der Kommunikationsprozess der Universitätsprofessoren, das Diffundieren ihrer Ideen in Universität und Stadt – und schließlich darüber hinaus. Um diesen Kommunikationsprozess untersuchen zu können, setzt der Autor bei den universitären Kommunikationsformen – Vorlesungen und Disputationen – an und zieht weitere Quellen, wie etwa Briefe, hinzu. Ausgehend von der Diskussionsgemeinschaft und den Interaktionen der Professoren wird in Kruses Lesart die Universitätstheologie erneuert und diese Reform wiederum als Ausgangspunkt der Wittenberger Bewegung verstanden.
Gustav Bauch: Wittenberg und die Scholastik, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte Bd. 18, Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1897, S. 285–339
Henning Bühmann: Wittenberg’s Disputation Culture and the Leipzig Debate between Luther and Eck, in: Mickey Mattox/Richard J. Serina Jr./Jonathan Mumme (Hg.), Luther at Leipzig. Martin Luther, the Leipzig Debate, and the Sixteenth-Century Reformations (Studies in Medieval and Reformation Traditions 218), Brill, Leiden 2019, S. 61–92
Joachim Bauer/Stefan Michel (Hg.): Der „Unterricht der Visitatoren“ und die Durchsetzung der Reformation in Kursachsen (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Bd. 29), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, 278 S. – Inhaltsverzeichnis
Als im März 1528 der „Unterricht der Visitatoren“ in Wittenberg erschien, lag damit ein Handbuch zur Einführung der Reformation vor. Alle Leser konnten sich nun informieren, wie in Kursachsen eine Reformation der Kirche angestrebt wurde. Kurfürst Johann von Sachsen sorgte dafür, dass Philipp Melanchthon gemeinsam mit Verwaltungsjuristen diesen Text verfasste, den neben anderen auch Martin Luther redigierte.
Joachim Bauer/Dagmar Blaha/Stefan Michel: Der Unterricht der Visitatoren (1528). Kommentar – Entstehung – Quellen (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 94), Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2020, 376 S. – Inhaltsverzeichnis
Georg Hoffmann: Zur Entstehungsgeschichte der Augustana. Der „Unterricht der Visitatoren“ als Vorlage des Bekenntnisses, in: Zeitschrift für systematische Theologie 15 (1938), S. 419–490
Michael Beyer/Günther Wartenberg (Hg.): Humanismus und Wittenberger Reformation. Festgabe anläßlich des 500. Geburtstages des Praeceptor Germaniae Philipp Melanchthon am 16. Februar 1997. Helmar Junghans gewidmet, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 1996, 444 S. – Inhaltsverzeichnis
Die Herausgeber beanspruchen mit dem Sammelband nicht, neue Theorien zum Verhältnis von Humanismus und Reformation vorzulegen, sondern Ziel ist es, anhand von Einzelthemen dazulegen, wie eng beide Phänomene miteinander verflochten waren. In den Beiträgen des ersten Teils wird dies gezeigt, indem die Wittenberger Reformation auf ihre humanistische Grundierung hin untersucht wird. In den Beiträgen des zweiten Teils werden schriftliche Zeugnisse Luthers und Melanchthons sowie ihre Bezugnahme aufeinander beleuchtet, während die Beiträge im dritten Teil sich ausschließlich dem Wirken Melanchthons widmen.
Stefan Oehmig: Die Wittenberger Bewegung 1521/1522 und ihre Folgen im Lichte alter und neuer Fragestellungen. Ein Beitrag zum Thema (Territorial-)Stadt und Reformation, in: ders. (Hg.), 700 Jahre Wittenberg. Stadt Universität Reformation, Böhlau Verlag, Weimar 1995, S. 97–130
Nikolaus Müller: Die Wittenberger Bewegung 1521 und 1522. Die Vorgänge in und um Wittenberg während Luthers Wartburgaufenthalt. Briefe, Akten u. dgl. und Personalien, Verlag M. Heinsius, Leipzig 1911
Beschreibung der sogenannten Wittenberger Bewegung (1521 bis 1522) während Luthers Wartburgaufenthalt anhand von Briefen sowie anhand von Akten, die aus der Zeit der Wittenberger Bewegung stammen. Neben der Auswertung der Quellen beinhaltet der zweite Teil der Publikation mehrere biographische Abrisse der Beteiligten.
Stefan Michel: Wer zählt zu den „Wittenberger Theologen“ um 1525? Historische und historiographische Beobachtungen, in: Joachim Bauer/Stefan Michel (Hg.): Der „Unterricht der Visitatoren“ und die Durchsetzung der Reformation in Kursachsen (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Bd. 29), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, S. 93–110
Friedrich Kropatscheck: Johannes Dölsch aus Feldkirch, Prof. in Wittenberg. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte in ihren Anfängen, Verlag Julius Abel, Greifswald 1898
Stefan Michel/Christian Speer (Hg.): Georg Rörer (1492–1557). Der Chronist der Wittenberger Reformation (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Bd. 15), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013, 338 S. – Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
Georg Rörer (1492–1557) war von Martin Luther und seiner Theologie so sehr fasziniert, dass er seit 1522 eine in ihrer Art einmalige Sammlung von Predigt- und Vorlesungsmitschriften sowie Tischreden und Briefen des Wittenberger Reformators und seiner Kollegen, etwa Philipp Melanchthon oder Johannes Bugenhagen, anlegte. Erst durch die kritische Weimarer Luther-Ausgabe konnte dieser Schatz gehoben werden. Die einseitige Fokussierung auf Luther verdeckte aber, dass Rörer noch mehr als nur ein Sammler war. Er protokollierte z.B. als unersetzliches Mitglied der Wittenberger Reformatorengruppe die Ergebnisse der Bibelrevision oder überwachte den Druck der Wittenberger Bibel sowie weiterer Schriften direkt in den Druckereien.
Christine Weide: Georg Spalatins Briefwechsel. Studien zu Überlieferung und Bestand (1505–1525), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, 293 S. – Inhaltsverzeichnis
Georg Spalatin, Geheimsekretär Friedrichs des Weisen und Beauftragter für die Wittenberger Universität, gilt als Schlüsselfigur im Entstehungsprozess der Reformation. Durch seine Stellung am kurfürstlichen Hof war er geeignet, Entwicklungen zu steuern, den Kurfürsten im Sinne der Reformation zu beeinflussen, Luther zu unterstützen oder zu schützen und damit die Sache der Reformation zu fördern. Diese Rolle Georg Spalatins dokumentiert sein Briefwechsel, der in dem Band für die Jahre 1505 bis 1525 aus Quellen unter Berücksichtigung ihrer Überlieferungsgeschichte rekonstruiert wird.
Gerd Heinrich: Frankfurt und Wittenberg. Zwei Universitätsgründungen im Vorfeld der Reformation, in: Peter Baumgart/Notker Hammerstein (Hg.), Beiträge zu Problemen deutscher Universitätsgründungen der frühen Neuzeit (Wolfenbütteler Forschungen Bd. 4), KTO Press, Nendeln 1978, S. 111–129
Wilhelm Ernst Winterhager: Wittenberg und Marburg als Universitäten der Reformation. Humanistischer Aufbruch, Reformatorische Bildungskrise und Hochschulreformdebatte im frühen 16. Jahrhundert, in: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 22 (1999/2000), Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2000, S. 189–238
Irene Dingel/Günther Wartenberg (Hg.): Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602. Beiträge zur 500. Wiederkehr des Gründungsjahres der Leucorea, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2002, 242 S. – Inhaltsverzeichnis
In den Beiträgen des Sammelbandes wird die Geschichte der Theologischen Fakultät im 16. Jahrhundert von ihren Anfängen bis zum Universitätsjubiläum 1602 behandelt. Themen sind unter anderem die Anfänge der Theologischen Fakultät, Wittenberg als Universitätsstandort zwischen Mittelalter und Neuzeit, Luthers Lehrstuhl und sein Einfluss auf die Universitätsreform, Anweisungen zum Theologie-Studium sowie die Gemeinschaftsgutachten und Consilien der Fakultät.
Kurt Aland: Die Theologische Fakultät Wittenberg und ihre Stellung im Gesamtzusammenhang der Leucorea während des 16. Jahrhunderts, in: Leo Stern (Hg.), 450 Jahre Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Bd. 1: Wittenberg 1502–1817, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, o.O. o.J. [Halle 1952], S. 155–237
Michael Beyer/Jonas Flöter/Markus Hein (Hg.): Christlicher Glaube und weltliche Herrschaft. Zum Gedenken an Günther Wartenberg (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2008, 392 S. – Inhaltsverzeichnis
Das Buch ist dem 2007 verstorbenen Leipziger Kirchenhistoriker Günther Wartenberg gewidmet, der sich in seiner Arbeit vor allem dem Spannungsfeld zwischen christlichem Glauben und weltlicher Herrschaft widmete. Im ersten Schwerpunkt des Buches werden vor allem die theologischen Grundlagen des Zusammenspiels von Glauben und Herrschaft sowie die Arbeit an Quellen in den Mittelpunkt gerückt. Die Theologie der Wittenberger Reformatoren findet dabei in quellengestützten Analysen besondere Beachtung. Der zweite Schwerpunkt behandelt Teilaspekte der Kirchengeschichte und religiös-humanistische Bildung.
Rolf Decot: Kirchenreform durch Konfessionalisierung. Überlegungen zu Luthers Reformation und ihren Wirkungen im Reich, in: Stefan Oehmig (Hg.), 700 Jahre Wittenberg. Stadt Universität Reformation, Böhlau Verlag, Weimar 1995, S. 155–170
Erwin Eckert: Katheder und Kanzel. Die Gestaltung theologischer Studien auf der Grundlage reformatorischer Anschauungen und die Heranbildung von Studierenden der Theologie zu evangelischen Pfarrern und Predigern. Wittenberg 1512–1560, Books on Demand, Norderstedt 2001
Johannes Haußleiter: Aus der Schule Melanchthons: Theologische Disputationen und Promotionen zu Wittenberg in den Jahren 1546–1560. Festschrift der Königlichen Universität Greifswald zu Melanchthons vierhundertstem Geburtstag, Julius Abel, Greifswald 1897
Die Schrift beschäftigt sich mit der Schule Melanchthons in Wittenberg. Die theologischen Disputationen und Promotionen der Jahre 1546 bis 1560 werden erschlossen.
Dr. O. Mejer: Anfänge des Wittenberger Consistoriums, in: Zeitschrift für Kirchenrecht, Bd. 8, Verlag der Laupschen Buchhandlung, Tübingen 1876
Ralf Frassek: Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit. Der Aufbau neuer Rechtsstrukturen im sächsischen Raum unter besonderer Berücksichtigung der Wirkungsgeschichte des Wittenberger Konsistoriums, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, 367 S. – Inhaltsverzeichnis
Untersucht wird, welche juristischen Lösungen Kursachsen im 16. Jahrhundert fand, um ein entstandenes Vakuum um das Eherecht zu füllen. Als Folge der Reformation war dem Eherecht gleich in zweifacher Hinsicht der Boden entzogen: einerseits durch Luthers Ablehnung des kanonischen Rechts, andererseits durch das Verschwinden der Ehegerichtsbarkeit der Bischöfe. Der sich konstituierende Territorialstaat des 16. Jahrhunderts war gefordert, etwas Neues an die Stelle des alten Rechts und der alten Gerichtsbarkeit treten zu lassen. Die Frage nach der Zuständigkeit und das zeitweilige Nebeneinander verschiedener Entscheidungsträger führte zur Schaffung des Wittenberger Konsistoriums. Das frühe evangelische Eherecht wurde danach aus drei Rechtsquellen gespeist: aus den in den Kirchenordnungen fixierten Rechtsinhalten, aus der Gutachtertätigkeit der theologischen Autoritäten und aus der Rechtsprechung der Ehegerichte, allen voran des Wittenberger Konsistoriums.
Klaus-Dieter Beims: Professoren und ihre Nebentätigkeiten anhand der Viten von Melchior Adam. Karrieren außerhalb der Universität, in: Acta Universitatis Carolinae – Historia Universitatis Carolinae Pragensis Tomus LX. Fasc. 1, 2020, S. 257–270
Marcel Nieden: Wittenberger Reformation als Medienergebnis, in: Europäische Geschichte Online (EGO), Mainz 2012
Hans-Peter Hasse: Bücherzensur an der Universität Wittenberg im 16. Jahrhundert, in: Stefan Oehmig (Hg.), 700 Jahre Wittenberg. Stadt Universität Reformation, Böhlau Verlag, Weimar 1995, S. 187–212
Hans-Peter Hasse: Zensur theologischer Bücher in Kursachsen im Konfessionellen Zeitalter. Studien zur kursächsischen Literatur- und Religionspolitik in den Jahren 1569–1575, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2000
Simo Heininen/Otfried Czaika: Wittenberger Einflüsse auf die Reformation in Skandinavien, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2012
Johann Bartholomäus Riederer: Von den verschiedenen, sonderlich ältesten, Samlungen von Disputationen der wittenbergischen Lerer bey dem Anfange der Reformation, in: ders., Nachrichten zur Kirchen-Gelerten- und Bücher-Geschichte, aus gedruckten und ungedruckten Schriften gesammelt, bey Lorenz Schüpfel, Altdorf 1768, S. 50–83
Uwe Czubatynski: Ein Gutachten der Universität Wittenberg zur Orgelmusik, in: ders., Kirchengeschichte und Landesgeschichte. Gesammelte Aufsätze, 3., erg. Auflage, Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2007, S. 134–138
Johannes Hund: Das Wort ward Fleisch. Eine systematisch-theologische Untersuchung zur Debatte um die Wittenberger Christologie und Abendmahlslehre in den Jahren 1567 und 1574 (Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie 114), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, 744 S.
Die Debatte um die Wittenberger Christologie und Abendmahlslehre stellt die letzte der vorkonkordistischen Streitigkeiten dar, die sich im Rahmen der Identitätsbildung des entstehenden Luthertums verstehen lassen. In der Abendmahlsfrage waren die Kirchen der Wittenberger Reformation vor allem mit der Einigung der zwinglianischen und calvinistischen Kirchen konfrontiert. Die identitätsbildende Frage für das Luthertum war, ob man sich abendmahlstheologisch dem Calvinismus öffnen sollte, um dem Protestantismus eine möglichst große Basis zu sichern, oder ob man sich auch gegen die Abendmahlslehre Calvins, die der Luthers inhaltlich näher stand als die des Zürcher Theologen Zwingli, abgrenzen sollte. Der Autor untersucht diese Zusammenhänge und grenzt die Modelle auch gegenüber Alternativen ab.
Armin Kohnle: Die Wittenberger Theologische Fakultät in der Reformationszeit. Probleme – Themen – Perspektiven, in: Heiner Lück/Enno Bünz/Leonhard Helten/Armin Kohnle/Dorothée Sack/Hans-Georg Stephan (Hg.), Das ernestinische Wittenberg. Stadt und Bewohner. Textband (Wittenberg-Forschungen 2,1), Michael Imhof Verlag, Petersberg 2013, S. 201–211
Armin Kohnle/Irene Dingel (Hg.): Johannes Mathesius (1504–1565). Rezeption und Verbreitung der Wittenberger Reformation durch Predigt und Exegese (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Bd. 30), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, 304 S. – Inhaltsverzeichnis
Johannes Mathesius (1504–1565), Prediger und Pfarrer im böhmischen Joachimsthal, gehört zu den von Wittenberg geprägten Reformatoren. Mit Luther und Melanchthon war er persönlich bekannt. Durch seine im 16. Jahrhundert vielfach aufgelegten Predigten, unter denen die Lutherpredigten die bekanntesten sind, trug er zur Verbreitung der Wittenberger Theologie erheblich bei. Viele Pfarrergenerationen fanden in ihnen homiletische Musterbeispiele und eine klare Umsetzung der Wittenberger Theologie in den Gemeindealltag. Die böhmische Bergbaumetropole Joachimsthal wurde unter seiner Leitung zu einer reformatorischen Mustergemeinde.
Robert Kolb: Pastoral Education in the Wittenberg Way, in: Jordan J. Ballor/David S. Sytsma/Jason Zuidema (Hg.), Church and School in Early Modem Protestantism. Studies in Honor of Richard A. Muller on the Maturation of a Theological Tradition, Leiden/Boston 2013, S. 67–79
Martin Krarup: Ordination in Wittenberg. Die Einsetzung in das kirchliche Amt in Kursachsen zur Zeit der Reformation, Mohr Siebeck, Tübingen 2007, 354 S. – Inhaltsverzeichnis – Eingeschränkte Buchansicht bei Google Books
1535 wird in Wittenberg eine Ordination mit Gebet und Handauflegung eingeführt. Martin Krarup zeichnet den Weg zu diesem evangelischen Ordinationsverfahren nach und rekonstruiert dessen weitere Entwicklung bis in die Mitte der vierziger Jahre. Er zeigt, dass Martin Luther von seiner Kritik an der Priesterweihe in den Schriften von 1520 zu einer positiven Einschätzung einer rituellen Ordination gelangte und schon in den zwanziger Jahren mehrfach ordinierte. Dass sie dennoch erst 1535 verbindlich eingeführt wurde, begründet er damit, dass zuvor kirchenleitende Strukturen aufgebaut werden mussten und die Diskussion über eine evangelische Ordinationspraxis eine Einigung mit Rom erschwert hätte. Notwendige Voraussetzung für die Ausübung eines kirchlichen Amtes war die Ordination mit Gebet und Handauflegung für die Wittenberger Reformatoren ohnehin nicht, wie anhand etlicher Fälle nachgewiesen wird. Ihre allgemeine Einführung 1535 sollte in erster Linie eine geregelte Lehrprüfung sichern und die Position der kirchlichen Amtsträger im Volk stärken.
Gustav Kawerau: Caspar Güttel. Ein Lebensbild aus Luthers Freundeskreise, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde 14 (1881), S. 33–132
Matthias Asche/Heiner Lück/Manfred Rudersdorf/Markus Wriedt (Hg.): Die Leucorea zur Zeit des späten Melanchthon. Institutionen und Formen gelehrter Bildung um 1550. Beiträge der Tagung in der Stiftung Leucorea Wittenberg anlässlich des 450. Todestages Philipp Melanchthons vom 13. bis 16. Oktober 2010 (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Bd. 26), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015 – Inhaltsverzeichnis
Für die Zeit nach Luthers Tod werden „Institutionen und Formen gelehrter Bildung um 1550“ untersucht. Die LEUCOREA war auch nach dem Tod Luthers und anderer Gründergestalten das bedeutendste und einflussreichste reformatorische Zentrum in Mitteleuropa. Als Kristallisationskern protestantischer Gelehrsamkeit zog Wittenberg bis weit ins 17. Jahrhundert hinein in großer Zahl auswärtige Studenten an. Dies beschränkte sich freilich nicht auf die Bedeutung der dort lehrenden Theologieprofessoren, sondern gilt auch für Vertreter der anderen Fakultäten. Das Buch widmet sich der Begründung dieser umfassenden Behauptung und versieht sie mit historischen Belegen.
Ulrike Ludwig: Philippismus und orthodoxes Luthertum an der Universität Wittenberg. Die Rolle Jakob Andreäs im lutherischen Konfessionalisierungsprozeß Kursachsens (1576–1580) (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte Bd. 153), Münster 2009, 582 S. – Inhaltsverzeichnis
Die Strukturstudie befasst sich vor dem Hintergrund der lutherischen Konfessionalisierung Kursachsens mit der Reformtätigkeit Jakob Andreäs im albertinischen Territorium in den Jahren 1576–1580. Der württembergische Theologe Andreä wurde 1576 durch Kurfürst August nach Sachsen berufen. Der „landfremde“ Kirchenpolitiker sollte nach der Krise des kursächsischen Philippismus die Kirchen, Schulen und Universitäten im albertinischen Sachsen im orthodox-lutherischen Sinne neu ordnen, und zwar nach dem Vorbild seines südwestdeutschen Heimatterritoriums Württemberg. Im Zentrum der Untersuchung steht zum einen das Ringen um den Gestaltwandel in Kirche und Staat zwischen Jakob Andreä als Interessenvertreter des sächsischen Kurfürsten August und den Protagonisten der Wittenberger Universität. Zum anderen werden die Bestimmungen der Universitätsordnung, die als Ergebnis der Reformen im Jahr 1580 erschien, ausführlich erörtert. Dabei wird untersucht, inwieweit das württembergische Modell in die neue Ordnung einfloss, aber auch, welche althergebrachten kursächsischen Traditionen gewahrt blieben. Schließlich wird ein Vergleich mit der anderen kursächsischen Hohen Schule, der älteren Alma mater Lipsiensis, vorgenommen.
Ulrike Ludwig: Zwischen Philippismus und orthodoxem Luthertum. Der kursächsische Reformprozess und das Melanchthonbild in Kursachsen in den Jahren 1576 bis 1580, in: Irene Dingel/Armin Kohnle/Ernst-Joachim Waschke/Stefan Rhein (Hg.), Initia Reformationis. Wittenberg und die frühe Reformation, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, S. 99–116
Johannes Hund: Kryptocalvinismus oder Kryptophilippismus? Die Wittenberger Abendmahlslehre und Christologie in den Jahren 1567–1574, in: Irene Dingel/Armin Kohnle/Ernst-Joachim Waschke/Stefan Rhein (Hg.), Initia Reformationis. Wittenberg und die frühe Reformation, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, S. 271–290
August Kluckhohn: Der Sturz der Kryptocalvinisten in Sachsen 1574, in: Historische Zeitschrift 18 (1867), S. 77–127
Heiner Lück/Stefan Weise: Rechtsgrundlagen und Rituale der theologischen Promotionen in Wittenberg während des späten 16. Jahrhunderts, in: Herman Selderhuis/Ernst-Joachim Waschke (Hg.), Reformation und Rationalität, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, S. 59–92
Herman Selderhuis/Ernst-Joachim Waschke (Hg.): Reformation und Rationalität, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, 317 S. – Inhaltsverzeichnis
Am 19. Oktober 1512 wurde Martin Luther zum Doktor der Theologie promoviert. Die reformatorische Bewegung ging mit ihm und durch ihn zunächst von akademischen Anliegen aus, die auch von Anfang an das Verhältnis zwischen der Theologie und den anderen Wissenschaften betrafen. Nicht zuletzt das 500. Jubiläum der Promotion Luthers ist der Anlass, das Verhältnis von Reformation und Rationalität neu zu untersuchen. Die Autoren beschreiben unter anderem den wissenschaftlichen und reformatorischen Rahmen, in dem Luthers Promotion stattfand, und fragen zudem nach der Beziehung von Reformation und Rationalität in der lutherischen und in der calvinistischen Orthodoxie.
Timothy Wengert: Philip Melanchthon and Wittenberg’s Reform of the Theological Curriculum, in: Jordan J.Ballor/David S. Sytsma/Jason Zuidema (Hg.), Church and School in Early Modem Protestantism. Studies in Honor of Richard A. Muller on the Maturation of a Theological Tradition, Leiden/Boston 2013, S. 17–33
Luise Schorn-Schütte: Religion und Politik. Grundzüge einer christlichen Herrschaftslehre im 16. Jahrhundert, in: Reformationsgeschichtliche Sozietät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013, S. 17–40
Thomas Töpfer: Zwischen bildungskultureller Vorbildwirkung und politischer Legitimitätsstiftung. Die Universität Wittenberg in der lutherischen Bildungslandschaft der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert, in: Klaus Tanner (Hg.), Konstruktion von Geschichte. Jubelrede – Predigt – protestantische Historiographie, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2012, S. 29–52
Caspar Ulenberg: Geschichte der lutherischen Reformatoren, Dr. Martin Luther’s, Philipp Melanchthon’s, Matthias Flacius Illyricus, Georg Major’s und Andreas Osiander’s. Band 1: Dr. Martin Luther’s Leben und Wirken von seiner Geburt bis zu seinem Tode, Verlag Kirchheim, Schott und Thielmann, Mainz 1836 [1622]. Band 2: Philipp Melanchthon, Matthias Flacius Illyricus, Georg Major und Andreas Osiander, Verlag Kirchheim, Schott und Thielmann, Mainz 1837 [1622]
Eine katholische Klarstellung durch den Theologen, Bibelübersetzer, Dichter, Komponisten und Rektor der Universität zu Köln, Ulenberg (1548–1617), zur „schmählichen Rolle“ von „Luther, Melanchthon und Consorten“. Dabei wahre der Autor, so der Übersetzer, die Mitte zwischen rücksichtslosem Tadel und ekelhaften Lobhudeleien.
Kenneth G. Appold: Orthodoxie als Konsensbildung. Das theologische Disputationswesen an der Universität Wittenberg zwischen 1570 und 1710, Mohr Siebeck, Tübingen 2004, 359 S. – Inhaltsverzeichnis
Für die Lutherische Orthodoxie war theologische Konsensbildung ein zentrales Anliegen. Wie ein solcher Konsens am besten zu erreichen sei, blieb allerdings umstritten. Ausgehend vom Beispiel der Universität Wittenberg und einem bislang unerforschten Quellenbestand von ca. 3.000 Disputationsdrucken wird untersucht, wie lutherisch-orthodoxe Theologen das akademische Disputationswesen benutzt haben, um theologischen Konsens auf Basis freier intellektueller Zustimmung statt durch äußerliche Disziplin und Bekenntniszwang zu erreichen. Dargestellt werden die institutionellen Rahmenbedingungen des Disputierens an der Wittenberger Theologischen Fakultät in der Frühen Neuzeit sowie die Breite der theologischen Disputationsthemen. Eingehend analysiert finden sich die Disputationen zum Thema der Ekklesiologie. Der Konsens, so das Untersuchungsergebnis, der oft nach außen vorgehalten wurde, ermöglichte innerhalb der Universität akademische Freiheit und fungierte dabei auch als Resistenzfaktor im aufstrebenden landesherrlichen Absolutismus. Es entsteht ein Bild der Lutherischen Orthodoxie, das in bislang unbekanntem Maße von geistiger Dynamik und innerer Pluralität geprägt ist.
Robert Calinich: Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen in den Jahren 1570 und 1574 und die Schicksale seiner vornehmsten Häupter, F. A. Brockhaus-Verlag, Leipzig 1866, 326 S.
Die Schrift setzt sich anhand von Originalakten aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden mit dem Konflikt der Positionen Melanchthons bzw. deren Auslegung durch seine Schüler und der Lehre Luthers in der kurfürstlichen Landeskirche in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auseinander.
Kenneth G. Appold: „Extra Academiam vivere, non est vivere“. Der Theologe Paul Oeber (1587–1651) und die Frage nach dem Lebensbezug der Universität, in: Arno Sames (Hg.), 500 Jahre Theologie in Wittenberg und Halle 1502 bis 2002. Beiträge aus der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Universitätsjubiläum 2002, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2003, S. 51–78
Thomas Kaufmann: Die Wittenberger Theologie in Rostock in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Pietismus und Neuzeit 24 (1998), S. 65–87
Marcel Nieden: Die Erfindung des Theologen. Wittenberger Anweisungen zum Theologiestudium im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung, Tübingen 2006, 298 S. – Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
Was muss ein Theologe wissen, um verantwortlich von Gott zu reden? Diese Frage wurde im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung intensiv diskutiert. Nieden untersucht die damals zahlreich entstandenen Anweisungen zum Theologiestudium. Er widmet sich dabei speziell Wittenberger Quellen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, fragt nach den darin entfalteten Konzeptionen der Theologenausbildung, untersucht aber auch die universitätsrechtlichen Rahmenbedingungen des Theologiestudiums an der LEUCOREA. Zudem werden die Bildungsvorstellungen der Wittenberger Reformatoren und ihrer Schüler mit einflussreichen Konzeptionen aus dem Bereich der römisch-katholischen und reformierten Konfession verglichen. Es ergeben sich wichtige Einsichten in den geistigen Formierungsprozess, der zur Ausbildung eines evangelisch-geistlichen Selbstbewusstseins und damit zur Vergesellschaftung der neuen Sozialgruppe der evangelischen Geistlichkeit beigetragen hat.
Tilman Pfuch: Luther und die Ernestiner in den Gutachten der Theologischen Fakultät Wittenberg zwischen 1560 und 1660, in: Klaus Fitschen/Marianne Schröter/Christoph Spehr/Ernst-Joachim Waschke (Hg.), Kulturelle Wirkungen der Reformation – Cultural Impact of the Reformation. Kongressdokumentation Lutherstadt Wittenberg August 2017, Bd. 2, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, S. 411–420
Arno Sames (Hg.): 500 Jahre Theologie in Wittenberg und Halle 1502 bis 2002. Beiträge aus der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Universitätsjubiläum 2002 (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Bd. 6), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2003, 254 S. – Inhaltsverzeichnis
Die Themen der Beiträge entstammen den beiden Traditionssträngen, denen die heutige Theologische Fakultät sich verpflichtet fühlt. Auf die Wittenberger Tradition beziehen sich die Beiträge zur Hermeneutik Luthers und Melanchthons und zum Selbstverständnis der Universität in der Theologie Paul Roebers.
Ernst Wolf: Hallische Lutherforschung (Köstlin, Kattenbusch, Loofs), in: 250 Jahre Universität Halle, Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale) 1944
Annina Ligniez: Das Wittenbergische Zion. Konstruktion von Heilsgeschichte in frühneuzeitlichen Jubelpredigten, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2012 – Inhaltsverzeichnis
Axel Gotthard: Populäre Irrtümer rund um die Reformation, Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2017
Daniel Bohnert: Wittenberger Universitätstheologie im frühen 17. Jahrhundert. Eine Fallstudie zu Friedrich Balduin (1575–1627), Mohr Siebeck, Tübingen 2017, 399 S. – Inhaltsverzeichnis
Die Untersuchung befasst sich mit quantitativen und qualitativen Dimensionen der Predigerausbildung im frühen 17. Jahrhundert: die Funktion der LEUCOREA als Drehscheibe theologischen Wissens für die Territorien und Städte Nord-, Nordost- und Ostmitteleuropas. In den Mittelpunkt wird Friedrich Balduin (1575–1627) gerückt, der zu den wirkmächtigsten kursächsischen Theologen dieser Zeit gehörte. Mehr als 800 Examina und Ordinationen angehender Prediger wurden in seiner rund zwei Jahrzehnte währenden Amtstätigkeit in Wittenberg vollzogen. Als akademischer Lehrer legte Balduin besonderen Wert auf biblische Exegese sowie eine mit ihr verschränkte Verkündigung, die der Prediger stets neu und eigenverantwortlich zu vollziehen habe. Er wird als Vertreter einer konsequenten Methodisierung und Applikation des lutherischen Schriftprinzips gezeichnet.
Udo Sträter: Wittenberger Responsen zur Zeit der Orthodoxie. Eine Quelle zur Fakultätsgeschichte, in: Stefan Oehmig (Hg.), 700 Jahre Wittenberg. Stadt, Universität, Reformation, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1995, S. 289–302
Udo Sträter (Hg.): Pietas in der Lutherischen Orthodoxie (Themata Leucoreana. Vorträge und Abhandlungen der Stiftung LEUCOREA an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Drei Kastanien Verlag, Wittenberg 1998, 163 S. – Inhaltsverzeichnis
Es geht um das Frömmigkeitsverständnis und ,Meditatio‘ in der Lutherischen Orthodoxie, Frömmigkeit in der Pastoraltheologie der Lutherischen Orthodoxie und um weitere wirkungsgeschichtliche Aspekte der Lutherischen Orthodoxie.
Udo Sträter (Hg.): Zur Rechtfertigungslehre in der Lutherischen Orthodoxie. Beiträge des Sechsten Wittenberger Symposiums zur Lutherischen Orthodoxie, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2002, 271 S.
Im Mittelpunkt des Buchs steht die Frage nach dem Stellenwert und der Entfaltung der Rechtfertigungslehre in der Theologie führender Repräsentanten der Lutherischen Orthodoxie von Martin Chemnitz bis zu Abraham Calov (mit einem Ausblick auf Philipp Jakob Spener). Zugleich gilt die Aufmerksamkeit der Behauptung der Rechtfertigungslehre im konfessionellen Disput, namentlich in der Reaktion auf die Beschlüsse des Konzils von Trient. Ergänzt wird diese Perspektive durch eine Untersuchung zur Geschichte der Formel vom „Artikel, mit dem die Kirche steht und fällt.“
Heike Krauter-Dierolf: Die Eschatologie Philipp Jakob Speners. Der Streit mit der lutherischen Orthodoxie um die „Hoffnung besserer Zeiten“, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, 376 S. – Inhaltsverzeichnis
In einer einzigen Lehre wich Philipp Jakob Spener (1635–1705) nach eigenem Bekunden von der lutherischen Orthodoxie ab: Er nahm Abstand von der altprotestantischen Naherwartung des Jüngsten Tages und wandte sich der „Hoffnung besserer Zeiten“ für die Kirche noch hier auf Erden zu. Dieser Paradigmenwechsel in der Eschatologie spielte in den sogenannten pietistischen Streitigkeiten – den Auseinandersetzungen des Pietismus mit der Orthodoxie an der Wende zum 18. Jahrhundert – eine wichtige Rolle. Ihm kommt nicht nur zentrale Bedeutung für die Entstehung des Pietismus zu, sondern darüber hinaus auch für den Übergang vom Alt- zum Neuprotestantismus. Die Studie stellt Speners Zukunftshoffnung von ihren Anfängen bis zu seinem Rückzug aus den pietistischen Streitigkeiten umfassend dar. Neben zahlreichen, z.T. bisher unbekannten und größtenteils unerforschten Streitschriften orthodoxer und pietistischer Theologen werden eine Vielzahl der Briefe Speners, darunter auch unedierte, vorgestellt und analysiert. Im Mittelpunkt stehen dabei die zuvor nur unzureichend erforschten Auseinandersetzungen zwischen Spener und der Orthodoxie in den 1690er Jahren.
Günter Mühlpfordt: Johann Herbin, der erste Frauenrechtler der deutschen Aufklärung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 31/1983, S. 325–338
Silvio Reichelt: Die Universität als Instrument der Konfessionalisierung. Die akademische Reformationsjubelfeier in Straßburg 1617, in: Klaus Tanner (Hg.), Konstruktion von Geschichte. Jubelrede – Predigt – protestantische Historiographie, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2012, S. 67–87
August Tholuck: Der Geist der lutherischen Theologen Wittenbergs im Verlaufe des 17. Jahrhunderts, theilweise nach handschriftlichen Quellen, Verlag Perthes, Hamburg/Gotha 1852 [Volltexte der Einzelkapitel]
Die theologiegeschichtliche Perspektive auf die lutherischen Theologieprofessoren der Wittenberger Alma Mater entwickelt Tholuck als eine Geschichte der Theologen und des Theologen als Menschen. Erst dieser Einblick in die Persönlichkeit der theologischen Schriftsteller ermögliche eine angemessene Beurteilung ihrer Schriften. Dementsprechend ist das Buch so angelegt, dass zunächst die Professoren in den jeweiligen Kapiteln zur ersten und zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert sowie zum Anfang des 18. Jahrhunderts vorgestellt werden. Daran anschließend wird der theologische Charakter ihres Schaffens diskutiert.
August Tholuck: Vorgeschichte des Rationalismus. Erster Theil: Das akademische Leben des 17. Jahrhunderts. Erste Abtheilung: Die akademischen Zustände und Zweite Abtheilung: Die akademische Geschichte, Verlag Eduard Anton, Halle 1853/1854
Mit dem Buch wird eine Vorgeschichte des Rationalismus, der wissenschaftlichen und sozialen Zustände des 17. Jahrhunderts, präsentiert, die das akademische Leben und die Geschichte der theologischen Fakultäten in den Mittelpunkt rückt. In dem umfangreichen Werk wird immer wieder auf die Theologische Fakultät der Universität Wittenberg Bezug genommen, weshalb das Buch nach wie vor wichtig für die Einordnung zur Fakultätshistorie im 17. Jahrhundert ist.
Karl Gottlieb Bretschneider: Selbstbiographie von Karl Gottlieb Bretschneider. Nach dessen Tode zur Herausgabe bearbeitet von Horst Bretschneider, Verlag von J.G. Müller, Gotha 1851
Bretschneider promovierte 1804 an der Universität Wittenberg und hielt nach erfolgreicher Habilitation als Privatdozent Vorlesungen in Theologie und Philosophie. Vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege entschied er, eine kirchliche Laufbahn zu beschreiten, wurde Pfarrer in Schneeberg und Annaberg, 1816 Generalsuperintendent in Gotha. Theologisch vertrat er den Standpunkt des rationalen Supranationalismus. Seine Autobiografie mit zahlreichen Dokumenten und Briefen als Beilagen offeriert einen interessanten Einblick eines Theologen und seines Karriere- und Lebenswegs um 1800.
Günter Mühlpfordt: Die „sächsischen Universitäten“ Leipzig, Jena, Halle und Wittenberg als Vorhut der deutschen Aufklärung, in: Karl Czok (Hg.), Wissenschafts und Universitätsgeschichte in Sachsen im 18. und 19. Jahrhundert. Nationale und internationale Wechselwirkung und Ausstrahlung. Beiträge des internationalen Kolloquiums zum 575. Jahr der Universitätsgründung am 26. und 27. November 1984 in Leipzig (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-historische Klasse Bd. 71/3), Berlin 1987, S. 25–50
Günter Mühlpfordt: Wittenberg und die Aufklärung. Zu seiner Bedeutung für die Kulturgeschichte der Frühneuzeit, in: Stefan Oehmig (Hg.), 700 Jahre Wittenberg. Stadt Universität Reformation, Böhlau Verlag, Weimar 1995, S. 329–346