* 17. April 1710 in Wittenberg; † 10. September 1759 in Erlangen. Theologe und Historiker
Als Theologe verband Chladni lutherische Orthodoxie mit dem Rationalismus Christian Wolffs sowie dem Empirismus. Seiner Zeit voraus war er aber vor allem auf dem Gebiet der Geschichtswissenschaft. Als erster legte er an Geschichtsquellen eine hermeneutische Methode an. Er führte den Begriff der „Sehepunkte“ ein, von denen ausgehend die historische Wirklichkeit nur relativ erfasst werden könne. Eines der bekanntesten geschichtswissenschaftlichen Rezensionsportale ist mit Bezug auf Chladni heute unter dem Namen sehepunkte zu finden.
- 1731 Immatrikulation an der Universität Wittenberg; im gleichen Jahr philosophischer Magistergrad und Lehrtätigkeit
- 1742 Wechsel an die Universität Leipzig; außerordentliche Professur für Kirchenaltertümer
- 1743 Leitung des Casimirianums in Coburg
- 1747 Professur für Theologie, Rhetorik und Dichtkunst an der Universität Erlangen; Promotion zum Doktor der Theologie
Ausgewählte Werke (online verfügbar / deutsche Sprache)
- Vernünftige Gedanken von dem Wahrscheinlichen und desselben gefährlichen Mißbrauche, Weitbrecht, Stralsund 1748
- Kleine Sammlung von Heiligen Betrachtungen welche in der Universitäts-Kirche der Akademie zu Erlangen im Jahr 1748 angestellt worden, Lankisch, Leipzig 1749
- Das Blendwerk der Natürlichen Religion: Schrift- und vernunftmäßig entdeckt, Schlomach, Leipzig 1751
- Allgemeine Geschichtswissenschaft : worinnen der Grund zu einer neuen Einsicht in allen Arten der Gelahrheit geleget wird, Lanck, Leipzig 1752
Weitere Digitalisate (auch in lateinischer Sprache)
Weitere Literatur
Kęstutis Daugirdas: Johann Martin Chladenius (1710–1759): die allgemeine Hermeneutik und ihre Anwendung auf Geschichte, in: Susanne Luther/Ruben Zimmermann (Hg.), Studienbuch Hermeneutik. Bibelauslegung durch die Jahrhunderte als Lernfeld der Textinterpretation. Portraits – Modelle – Quellentexte, Gütersloher Verlagshaus, S. 217–222
Christoph Friederich: Johann Martin Chladenius. Die Allgemeine Hermeneutik und das Problem der Geschichte, in: Ulrich Nassen (Hg.), Klassiker der Hermeneutik, Schöningh, Paderborn 1982, S. 43–75
Friedrich Gaede: Chladenius und die Folgen. Einwände zur hermeneutischen Diskussion, in: Gotthardt Frühsorge/Klaus Manger/Friedrich Strack (Hg.), Digressionen: Wege zur Aufklärung. Festgabe für Peter Michelsen, Winter, Heidelberg 1984, S. 71–78
Hans Proesler: Chladenius als Wegbereiter der Wissenssoziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 6 (1954), S. 617–622
Claudia Schmölders: „Sinnreiche Gedancken“. Zur Hermeneutik des Chladenius, in: Archiv für die Geschichte der Philosophie 58 (1976), S. 240–264
Peter Szondi: Einführung in die literarische Hermeneutik, Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 7–191, zu Chladni v.a. S. 27–97
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