* um 1703 in Nkubeam bei Axim, heute Ghana; † nach 1753 vermutlich im heutigen Ghana. Philosoph, Rechtswissenschaftler
Amo war der erste bekannte Afrikaner, der an einer europäischen Universität studierte und zum Doktor promovierte. Insbesondere sein Wirken an der Wittenberger LEUCOREA gehörte zu den wichtigsten Jahren seines akademischen Schaffens. Hier promovierte er 1734 zum Doktor der Philosophie und genoss hohes Ansehen. Dies zeigte sich beim Besuch Friedrich August II. (1696–1763), der kurz zuvor von seinem Vater die Regierung des Kurfürstentums Sachsens und Polens übernommen hatte, in Wittenberg. Die Universität mit ihrem Lehrkörper und den Studenten huldigte ihrem neuen Landesherrn. Eine Ehrenformation zog vom Fridericianum zum Markt und zum Schloss. Angeführt wurde sie von Amo (siehe dazu die Hamburgischen Berichte von Gelehrten Sachen vom 2. Juni 1733). Nach seiner Promotion hielt Amo auch Vorlesungen und finanzierte sich dadurch seinen Lebensunterhalt.
- 1708 Evangelische Taufe in der Schlosskapelle Saldahlum (Wolfenbüttel); Amo war vermutlich „Kammermohr“ von Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel
- Ca. 1717–1727: möglicherweise Besuch der Wolfenbütteler Ritterakademie und der Universität Helmstedt
- 1727 Immatrikulation an der Universität Halle; Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften; 1729 Disputation und akademischer Grad des Magister Legens; die Dissertationsschrift „Über die Rechtsstellung der Mohren in Europa“ gilt als verschollen
- 1730 Immatrikulation an der Philosophischen Fakultät in Wittenberg; Magister der Sieben Freien Künste; Durchführung erster Vorlesungen
- 1734 Verteidigung seiner philosophischen Dissertation und Promotion zum Doktor
- 1736 Rückkehr nach Halle und Wirken als Privatdozent
- 1739 Lehrtätigkeit an der Universität Jena
- 1747 Rückkehr nach Ghana
- Vermutlich in den 1750er Jahren stirbt Amo in Ghana
Ausgewählte Werke (online verfügbar)
- Dissertatio inauguralis de humanae mentis ΑΠΑΘΕΙΑ (apatheia), seu sensionis ac facultatis sentiendi in mente humana absentia at earum in corpore nostro organico ac vivo praesentia (das „Leib-Seele-Problem“). Schlomach [Über das Fehlen der Empfindung der menschlichen Seele], Wittenberg 1734 (die Übersetzung von A. Blaschka findet sich abgedruckt in Burchard Brentjes: Anton Wilhelm Amo)
- Disputatio Philosophica continens Ideam Distinctam Eorum quae competunt vel menti vel corpori nostro vivo et organico, Wittenberg 1734
- Tractatus de arte sobrie et accurate philosophandi [Über die Kunst, nüchtern und präzise zu philosophieren], Kitler, Halle 1738
Weitere Digitalisate (auch in lateinischer Sprache)
Auswählte Sekundärliteratur (online verfügbar)
- William Abraham: The Life and Times of Anton Wilhelm Amo, in: Transactions of the Historical Society of Ghana 7 (1964), S. 60–81
- Burchard Brentjes: Anton Wilhelm Amo. Der schwarze Philosoph in Halle, Leipzig [DDR] 1976
- Joshua Kwesi Atkins: Amo, Anton Wilhelm (1703–1759) and Afro‐Germans, Wiley Online Library 2009
- Martin Duru: Der afrikanische Philosoph der Aufklärung, übersetzt von Till Bardoux, in: philosophie. Magazin, online veröffentlicht am 1.9.2020
- Vivtor Uredo Emma-Adamah: Anton Wilhelm Amo (1703–1756) the African-German Philosopher of Mind. An Eigteen-century Intellectual History, Dissertation University of the Free State, Bloemfontein 2015
- Bekele Gutema: Anton Wilhelm Amo, in: polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren 25 (2011), S. 133–144
- Kunstverein Braunschweig: The Faculty of Sensing. Thinking With, Through, and by Anton Wilhelm Amo, Begleitheft zur Ausstellung, Braunschweig 2020
- Dwight Kenneth Lewis Jr.: Anton Wilhelm Amo’s Philosophy and Reception: from the Origins through the Encyclopédie, Graduate Theses and Dissertations, University of South Florida 2019
- Jacob Emmanuel Mabe: Anton Wilhelm Amo. The Intercultural Background of his Philosophy, Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2014, 93 S.
- Chris Meyns: Anton Wilhelm Amo’s Philosophy of Mind, in: Wiley Online Library 2019
- Chris Meyns: Teaching and learning guide for Anton Wilhelm Amo’s philosophy of mind, Wiley Online Library 2019
- Chris Meyns: Anton Wilhelm Amo and the Problems of Perception, in: Brian Glenney/José Filipe Silva (Hg.), The Sense and the History of Philosophy, Routledge, London 2019 – Eingeschränkte Buchansicht bei Google Books
- Marilyn Sephocle: Anton Wilhelm Amo, in: Journal of Black Studies 23 (1992), S. 182–187
- Johann Ernst Philippi: III. Herrn M. Amo, Eines gelehrten Mohrens, galanter Liebes-Antrag An die Mademoiselle Astrine, eine schöne Brünette / IV. Der Mademoiselle Astrine Parodische Antwort auf vorstehendes Gedichte eines verliebten Mohrens, in: ders., Belustigende Poetische Schaubühne, M. Leberecht Ehrenhold, Frankfurt am Main und Leipzig 1749, Anderer (= Zweiter) Auftritt, S. 10–20 (rassistisches Spottgedicht auf Amo)
Weitere Literatur
Burchard Brentjes: Anton Wilhelm Amo zwischen Frühaufklärung und Pietismus, in: Gerhard Höpp (Hg.), Fremde Erfahrungen. Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bis 1945. Das Arabische Buch, Berlin 1996, S. 29–33
Ottmar Ette: Anton Wilhelm Amo: Philosophieren ohne festen Wohnsitz: eine Philosophie der Aufklärung zwischen Europa und Afrika, Kulturverlag Kadmos, Berlin 2014, 169 S. – Inhaltsverzeichnis, Einleitungsartikel, Auswahlbibliografie
Ottmar Ette: Anton Wilhelm Amo oder eine Immatrikulation in Preußen, in: ders., Mobile Preußen. Ansicht jenseits des Nationalen, J.B. Metzler, Berlin 2019, S. 1–36
Monika Firla: Anton Wilhelm Amo (Nzema, heute Republik Ghana): Kammermohr – Privatdozent für Philosophie – Wahrsager, in: Tribus 51 (2002), S. 56–89
Jacob Emmanuel Mabe: Anton Wilhelm Amo interkulturell gelesen (Interkulturelle Bibliothek Bd. 31), Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2007, 108 S. – Inhaltsverzeichnis
Stephen Mann/Justin E.H. Smith (Hg.): Anton Wilhelm Amo’s Philosophical Dissertations on Mind and Body, 248 S., Oxford University Press 2020 – Inhaltsverzeichnis
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