Anton Wilhelm Amo

* um 1700 in Nkubeam bei Axim, heute Ghana; † nach 1753 vermutlich im heutigen Ghana. Philosoph, Rechtswissenschaftler

Amo war der erste bekannte Afrikaner, der an einer europäischen Universität studierte und zum Doktor promovierte. Insbesondere sein Wirken an der Wittenberger LEUCOREA gehörte zu den wichtigsten Jahren seines akademischen Schaffens. Hier promovierte er 1734 zum Doktor der Philosophie und genoss hohes Ansehen. Dies zeigte sich beim Besuch Friedrich August II. (1696–1763), der kurz zuvor von seinem Vater die Regierung des Kurfürstentums Sachsens und Polens übernommen hatte, in Wittenberg. Die Universität mit ihrem Lehrkörper und den Studenten huldigte ihrem neuen Landesherrn. Eine Ehrenformation zog vom Fridericianum zum Markt und zum Schloss. Angeführt wurde sie von Amo (siehe dazu die Hamburgischen Berichte von Gelehrten Sachen vom 2. Juni 1733). Nach seiner Promotion hielt Amo auch Vorlesungen und finanzierte sich dadurch seinen Lebensunterhalt.

  • 1707 Evangelische Taufe in der Schlosskapelle Saldahlum (Wolfenbüttel); Amo war vermutlich „Kammermohr“ von Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel
  • 1727 Immatrikulation an der Universität Halle; Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften; 1729 Disputation und akademischer Grad des Magister Legens; die Dissertationsschrift „Über die Rechtsstellung der Mohren in Europa“ gilt als verschollen
  • 1730 Immatrikulation an der Philosophischen Fakultät in Wittenberg; Magister der Sieben Freien Künste; Durchführung erster Vorlesungen
  • 1734 Verteidigung seiner philosophischen Dissertation und Promotion zum Doktor
  • 1736 Rückkehr nach Halle und Zulassung als Dozent an der Philosophischen Fakultät
  • 1739 Lehrtätigkeit an der Universität Jena
  • 1747 Rassistisches Spottgedicht über Amo von Johann Ernst Philippi; Amo verlässt in dieser Zeit Deutschland Richtung Westafrika
  • Vermutlich in den 1750er Jahren stirbt Amo in Ghana

2019 wurde an der Martin-Luther-Universität eine Arbeitsgruppe im Prorektorat für Forschung gegründet, die sich dem Gedenken an Anton Wilhelm Amo widmet und aus der 2020 eine Rektoratskommission hervorging.

In der Schriftenreihe Amo Lectures werden seit 2013 Gastvorlesungen bedeutender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der MLU publiziert, die Amo gewidmet sind.

Ausgewählte Werke (online verfügbar)

Auswählte Sekundärliteratur (online verfügbar)

Weitere Literatur

Burchard Brentjes: Anton Wilhelm Amo zwischen Frühaufklärung und Pietismus, in: Gerhard Höpp (Hg.), Fremde Erfahrungen. Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bis 1945. Das Arabische Buch, Berlin 1996, S. 29–33

Ottmar Ette: Anton Wilhelm Amo: Philosophieren ohne festen Wohnsitz: eine Philosophie der Aufklärung zwischen Europa und Afrika, Kulturverlag Kadmos, Berlin 2014, 169 S. – Inhaltsverzeichnis, Einleitungsartikel, Auswahlbibliografie

Ottmar Ette: Anton Wilhelm Amo oder eine Immatrikulation in Preußen, in: ders., Mobile Preußen. Ansicht jenseits des Nationalen, J.B. Metzler, Berlin 2019, S. 1–36

Monika Firla: Anton Wilhelm Amo (Nzema, heute Republik Ghana): Kammermohr Privatdozent für Philosophie – Wahrsager, in: Tribus 51 (2002), S. 56–89

Jacob Emmanuel Mabe: Anton Wilhelm Amo interkulturell gelesen (Interkulturelle Bibliothek Bd. 31), Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2007, 108 S. – Inhaltsverzeichnis

Jacob Emmanuel Mabe: Anton Wilhelm Amo. The Intercultural Background of his Philosophy, Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2014, 93 S. – Inhaltsverzeichnis

Stephen Mann/Justin E.H. Smith (Hg.): Anton Wilhelm Amo’s Philosophical Dissertations on Mind and Body, Oxford University Press, Oxford/New York 2020, 248 S. – Inhaltsverzeichnis

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